Mythos #5

Matching – Was passen soll, muss davor passend gemacht werden

 

Es gibt Dinge auf dieser Welt, die anscheinend gut zusammenpassen, sich hervorragend ergänzen und zusammen mehr sind als die Summe der jeweiligen Einzelteile:

 

Dill und Fisch

Kinder und Matsch

Menschen und Liebe

Faust auf`s Auge

 

Manchmal finden sich diese Kombinationen von ganz alleine, manchmal hingegen muss nachgeholfen werden. Sei es durch Erfindergeist und Experimentierfreude, sei es durch Hilfsmittel oder technische Assistenz. Neudeutsch würde man dann konstatieren, dass die zwei Dinge „matchen“ oder ein gutes „Match“ sind.

In der Sprachmittlungswelt liegt ein gutes Match auf den ersten Blick schnell auf der Hand. Die Mutter spricht nur Arabisch, der Erzieher im Kindergarten aber nicht. Dafür spricht dieser Deutsch, was aber der Mutter noch schwerfällt. Um dieses Ungleichwicht auszutarieren, kommt die passende Rettung in der Not, nämlich eine sprachmittelnde Person, die beide Sprachen beherrscht. Das Problem ist gelöst, das perfekte Match wurde gefunden.

 

Natürlich wären wir schon froh, wenn in Rheinland-Pfalz zumindest dieses Szenario der Standard wäre, also wenn Menschen, die eine Dolmetschung im sozialen Raum brauchen auch eine bekommen.

Dennoch wollen wir an dieser Stelle aufzeigen, welch wertvolle Arbeit Vermittlungsstellen in Rheinland-Pfalz machen und warum diese gezielte Vermittlung bzw. das Matching so wichtig ist.

Jede sprachmittelnde Person hat ihr eigenes Set an Erfahrungen, Qualifizierungen, Sprachkenntnissen, Dolmetschkompetenzen und Spezialfortbildungen. Daraus ergibt sich ein spezifisches Profil, das sehr gut zu bestimmten Einsatzkonstellationen passt, zu anderen wiederum überhaupt nicht. 

Nehmen wir unseren Fall von oben und schauen uns den Fall, die Klientin und die sprachmittelnde Person genauer an:

Es soll ein Entwicklungsgespräch stattfinden, in welchem der Kindergarten die Fortschritte und Herausforderungen des Kindes mit den Eltern besprechen möchte und Empfehlungen für etwaige Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Der Erzieher führt das erste Mal das Entwicklungsgespräch mit Dolmetschbeteiligung.

Die Klientin kommt aus Marokko und spricht neben dem marokkanischen Arabisch noch Tamazight und Französisch. Sie ist noch nicht lange in Deutschland und kennt die formellen und informellen Abläufe im System nicht.

Die dolmetschende Person kommt aus dem Irak, spricht die irakische Variation des Arabischen, ist männlich, hat keine Kinder und dolmetscht das erste Mal in einem Kindergartensetting.

Wie gesagt, könnte es auf den ersten Blick passen. Arabisch gesucht, Arabisch gefunden.

Aber wenn man sich die Protagonist*innen und den Fall näher betrachtet, merkt man schnell, dass es hier eine bessere Lösung gibt.

Eine Vermittlungsstelle mit den passenden Vorinformationen hätte – wenn verfügbar – eine weibliche Dolmetscherin aus der Maghrebregion mit Erfahrungs- und/oder Institutionenwissen aus dem Bereich Kita/Schule diesem Einsatz zugewiesen. Die Geschlechterdiskrepanz mit allen Implikationen, die signifikanten Unterschiede innerhalb der arabischen Dialekte und die Unkenntnis des Systems von Klientin und dolmetschender Person würden die Qualität des Dolmetschproduktes unter Umständen herabsetzen oder sogar Unverständnis bzw. Missverständnisse hervorrufen.

Um dies zu vermeiden, ist ein möglichst gutes Matching zwischen dolmetschender Person, Klient*in und Einsatzkontext, überaus wichtig. Diese Puzzlearbeit geschieht tagtäglich in den Vermittlungsstellen in Rheinland-Pfalz (https://www.haus-der-sprachmittlung.de/sprachmittlungsangebote), aber nur wenn es dafür Kapazitäten und Budget gibt, was nicht überall der Fall ist.

Das Matching kann je nach Fall und Umfang der Vorinformationen so tief gehen, dass auch die Aspekte der Psychohygiene und Schutz der dolmetschenden Personen bei belastenden Gesprächsinhalten mitberücksichtigt werden.

Einschränkend muss man aber erwähnen, dass das Matching nur so gut ist, wie das Angebot und das Portfolio der dolmetschenden Personen. Oft genug muss die Vermittlungsstelle auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurückgreifen, also Sprache gesucht, Sprache gefunden.

 

Das Haus der Sprachmittlung empfiehlt Fachpersonen in Rheinland-Pfalz bezüglich des Matchings: 

 

  1. Es ist wunderbar, dass sie zu Ihren Gesprächen dolmetschende Personen mit Qualifizierungshintergrund hinzuziehen wollen. Machen Sie weiter!
  2. Übergeben Sie die Aufgabe des Matchings in die Hände der Vermittlungsstellen in Rheinland-Pfalz. Es vergrößert die Chance auf ein erfolgreiches und missverständnisfreies Gespräch.